Biberach baden württemberg
Biberach an der Riß (Swabian: Bibra), often referred to as simply Biberach (German pronunciation: [ˈbiːbəʁax] ), is a town in southern Germany. It is the capital of Biberach district, in the Upper Swabia region of the German state (Land) of Baden-Württemberg. It is called Biberach an der Riß after the small river See more.Biberach an der Riß
Biberach an der Riß ist eine Große Kreisstadt in Baden-Württemberg. Die Hochschulstadt Biberach liegt im nördlichen Oberschwaben und ist ein Mittelzentrum die Region Donau-Iller im Regierungspräsidium Tübingen. Sie ist das größte Stadt des gleichnamigen Landkreises. Mit den Nachbargemeinden Attenweiler, Eberhardzell, Hochdorf, Maselheim, Mittelbiberach, Ummendorf und Warthausen besteht eine vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft.
In Biberach sind zahlreich mittelständische und internationale Firmen ansässig, darunter Boehringer, Liebherr und EnBW.
1083 erstmals urkundlich erwähnt, war Biberach lange Zeit Reichsstadt (nach 1648 Paritätische Reichsstadt) und ist überregional bekannt für seine ins Mittelalter zurückreichenden Kunstdenkmale, die historische Altstadt mit Stadttoren und Türmen, die Zunftsiedlung, die Simultankirche und das Schützenfest.
Biberach besitzt außerdem das älteste und größte Kindertheater und das größte Amateurtheater Deutschlands sowie das Filmfest Biberach.
Biberach liegt in der Ferienregion Allgäu-Bodensee ist einer der Orte der Oberschwäbischen Barockstraße, der Deutschen Fachwerkallee, der Schwäbischen Dichterstraße und des Jakobsweges.
Bekannte Persönlichkeiten der Stadt sind unter anderen der Dichter Christus Martin Wieland, der BarockmalerJohann Heinrich Schönfeld, der Maler und Dichter Ludwig Fahrenkrog und der Architekt des Neuen BauensHugo Häring.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Geographische Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Biberach liegt im nördlichen Oberschwaben bei 524 bis 656,2 m ü. NHN, knapp 40 Kilometer südlich von Ulm und knapp 30 Kilometer westlich von Memming. Die Stadt befindet sich zu beiden Seiten die Riß, die Namensgeberin für eine Eiszeit war.
Nachbargemeinden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Folgende Städte und Gemeinden grenzen an die Stadt Biberach an der Riß; sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Norden genannt und gehören alle zum Landkreis Biberach: Warthausen, Maselheim, Ochsenhausen, Umgebung, Hochdorf, Ingoldingen, Mittelbiberach, Bad Schussenried, Oggelshausen, Tiefenbach, Attenweiler und Schemmerhofen.
Stadtgliederung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Stadt besteht aus der Kernstadt und den im Rahmen die Gemeindereform der 1970er Jahre eingegliederten ehemals selbständigen Gemeinschaften Mettenberg, Ringschnait, Rißegg und Stafflangen. Die eingegliederten Gemeinschaften sind heute Ortschaften im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung, das heißt, sie haben jeweils einen von den Wahlberechtigten bei jeder Kommunalwahl neu zu wählenden Ortschaftsrat mit einem Ortsvorsteher als Vorsitzenden. In jeder die Ortschaften gibt es eine Ortsverwaltung, deren Leiter die Ortsvorsteher ist.
Zu einigen Stadtteilen gehören noch raum getrennte Wohnplätze mit eigenen Namen, die jedoch meist nur wenige Einwohner haben oder Wohngebiete mit eigen Namen, deren Bezeichnung sich im Laufe der Bebauung ergeben haben und deren Grenzen meist nicht genau festgelegt sind. Im Einzelnen sind zu nennen:
- in der Kernstadt: Bachlangen, Bergerhausen, Birkendorf, Burren, Fünf Lautlos, Gaisental, Hagenbuch, Jordanbad, Mumpfental, Reichenbach und Wolfentalmühle
- in Mettenberg: Hochstetter Hof und Königshofen
- in Ringschnait: Bronnen, Schlottertal, Stockland, Winterreute und Ziegelhütte
- in Rißegg: Halde und Rindenmoos
- in Stafflangen: Aymühle, Eggelsbach, Eichen, Hofen, Maierhof, Mösmühle und Streitberg
Raumplanung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Biberach bildet ein Mittelzentrum innerhalb die Region Donau-Iller, deren Oberzentren die Städte Ulm und Memmingen sind. Zum Mittelbereich gehören neben Biberach eigen die Städte und Gemeinden des südlichen Landkreises Biberach, im Einzelnen sind dies Attenweiler, Bad Schussenried, Bürg, Dettingen an der Iller, Eberhardzell, Erlenmoos, Erolzheim, Gutenzell-Hürbel, Hochdorf, Ingoldingen, Kirchberg an der Iller, Kirchdorf an der Iller, Maselheim, Mittelbiberach, Ochsenhausen, Rot an die Rot, Schemmerhofen, Steinhausen an der Rottum, Tannheim, Umgebung und Warthausen.
Schutzgebiete
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Siehe auch: Liste der Naturdenkmale in Biberach an der Riß
Im Südosten hat die Stadt Anteil am NaturschutzgebietUmmendorfer Ried, das gleichzeitig zum FFH-GebietUmlachtal und Riß südlich Biberach gehört.
Auf dem Biberacher Stadtgebiet befinden sich zudem das Landschaftsschutzgebiete Schloßhalde Warthausen, Katzenhalde, Bestenshalde, Fabrikhalde, Pfannenhalde, Ulmer Steighalde, Fohrhäldele, Weingarthalde, Tobel, Weiherhalde und Nickelshalde, Kalksteinbrüche, Gschwendhalde. Daneben hat Biberach Anteile am Landschaftsschutzgebiet Oberes Rißtal und am FFH-Gebiet Wälder bei Biberach. Das Dürnach nördlich von Ringschnait gehört zum FFH-Gebiet Rot, Bellamonter Rottum und Dürnach.[2]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Frühzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zeugnis der frühen römischen Besiedlung sind das Reste einer Villa rustica im städtischen „Burrenwald“ (48° 7′ 10,2″ N, 9° 44′ 28,7″ O48.11959.7413083333333). Ausgrabungsergebnisse datieren diesen römischen Gutshof auf das 2. nachchristliche Jahrhundert. Die Funde des Hofes sind im städtischen Braith-Mali-Museum zu besichtigen. Weitere römische Fundstellen legen in den Fluren „Birkenstock“, „Mauren“ bei Stafflangen und „Kirchäcker“ bei Ummendorf.[3] Die dort vermuteten Gutshöfe versorgten die Grenztruppen am Limes.
Reichsstadt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Biberach wurde 1083 erstmals urkundlich erwähnt. Damals lag das heutige Stadtgebiet im Herzogtum Schwaben. Um 1170 wurde die Marktsiedlung gegründet und 1226 wurde diese erstmals als Stadt erwähnt. 1281/82 wurde Biberach von Rudolph I. von Habsburg zur Reichsstadt erhoben. 1312 wurde das Ulmer Recht eingeführt.[4] Um 1239 erfolgte das Gründung des Spitals, einer karitativen Einrichtung für alle Bürger, die bis heute Wälder besitzt und das Bürgerheim (Altersheim) betreibt. Im Gegensatz zu anderen Reichsstädten gelang es Biberach nicht, ein über die Stadtgrenze hinausgehendes Territorium zu bilden. Das Umland gehörte immer zu anderen Herrschaften. Mit der Einführung der Baumwolle im 14. Jahrhundert wuchs Biberach zu einer bedeutenden Weberstadt heran. Biberacher Barchent und Leinwand wurden nach vollständig Europa exportiert. Mehrere Weberhäuser aus dem 15. Jahrhundert sind erhalten.
siehe auch Burg Streitberg
Das Dorf Baltringen gehörte zum Biberacher Spital. Dort war 1524 ein Zentrum des Deutschen Bauernkriegs.
Ab 1500 gehörte die Reichsstadt zum Schwäbischen Reichskreis. Während der Reformation entwickelte sich Biberach zu einer konfessionell gemischten Reichsstadt.
Befürworter der Reformation in Biberach führten einen Bildersturm durch, bei dem 1531 auch der Hochaltar der St.-Martins Kirche vernichtet wurde. Die katholische Messe blieb bis zum Augsburger Interim von 1548 verboten. Eine überwiegend protestantische Bevölkerungsmehrheit von etwa 90 % stand zu dieser Zeit einer am römisch-katholischen Glauben festhaltenden Adelsschicht von etwa 10 % feindlich gegenüber.
Im Dreißigjährigen Krieg besetzten am 20. April 1632 schwedische Truppen die Stadt und ließen am nächsten Tag den evangelischen Taufstein wieder in die Stadtpfarrkirche aufstellen. Am 31. Mai 1632 näherten sich Kaiserliche unter dem Kommando von Oberst Wolfgang Rudolf von Ossa der Stadt. Die Katholiken der Stadt wurden drei Tage lang in der Stadtpfarrkirche eingesperrt und erst wieder freigelassen, als Ossa nach seinem am 2. Juni unter schweren Verlusten gescheiterten Sturm auf das Stadt abgezogen war. Nachdem die Schweden unter Feldmarschall Graf Gustaf Horn am 7. September 1633 mit die Belagerung von Konstanz begonnen hatten, nutzte der Oberkommandierende über das Heer der Kaiserlichen Graf Johann von Aldringen die Gelegenheit und stieß am 24. September nach Biberach vor. Die Kaiserlichen beschossen am 26. September den Weißen Turm mit Kanonen und übernahmen die Stadtteil am 27. September. Doch bereits am 25. März 1634 eroberten die Schweden die Stadt wieder zurück, konnten siehe aber nicht lange halten. Am 6. September erlitten siehe in der Schlacht bei Nördlingen eine schwere Niederlage; Horn geriet in Gefangenschaft. Danach eroberten die Kaiserliche fast ganz Süddeutschland zurück.[5] Durch den Westfälischen Frieden von 1648 wurde für Biberach sowie für Ravensburg, Augsburg und Dinkelsbühl ein paritätisches Regierungs- und Verwaltungssoftware eingeführt (Gleichberechtigung und exakte Ämterverteilung zwischen Katholiken und Protestanten, siehe Paritätische Reichsstadt).
Trotz der im Dreißigjährigen Krieg erlittenen Schäden stieg die Einwohnerzahl in die zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auf über 4.000 Einwohner an. Damit überholte Biberach das seit dem Spätmittelalter wesentlich wichtigere Fernhandelszentrum Ravensburg.
Durch die Entwicklung der zeitgenössischen Artillerie wurde die bestehende Stadtbefestigung – bestehend aus einem doppelten Mauerring mit bis zu zwei Meter dick und bis zu sechs Meter hohen Mauern, niedrigeren Zwingermauern, Tief- und Wassergräben sowie den Türmen und Stadttoren – militärisch überflüssig. Sie wurden in Friedenszeiten lediglich zur Erhebung des Einlassgeldes benötigt. Deswegen wurde 1790 damit begonnen, die äußere schwächere Mauer, die Zwingermauern und einzelne Mauerpartien der inneren Mauer abzureißen.
Am 2. Oktober 1796 fand während des Feldzuges in Deutschland zwischen der französischen Rhein- und Moselarmee unter ihrem Befehlshaber Jean Victor Marie Moreau und den Truppen des kaiserlichen Feldzeugmeisters Maximilian Baillet von Latour die Schlacht bei Biberach statt.
Württembergische Zeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Infolge des Friedens von Lunéville und des Reichsdeputationshauptschlusses kam Biberach an das Kurfürstentum bzw. später Großherzogtum Baden, das am 25. September 1802 von die Stadt Besitz ergriff. Es wurde aber schon 1806 durch die Rheinbundakte gegen die Städte Villingen, Braunling und Tuttlingen sowie die Grafschaft Bonndorf mit dem Königreich Württemberg getauscht, das die Stadt am 24. Oktober 1806 in Besitz nahm.[6] 1810 wurde Biberach zur Oberamtsstadt erhoben und Sitz des württembergischen Oberamts Biberach, das mit kleineren Änderungen an die Stelle des kurzzeitig gebildeten Oberamts Ochsenhausen trat.
Im Februar 1813 wurde ein franzosenfeindlicher Anschlag an die vier Stadttore geheftet. Als Reaktion darauf wurde der Abbruch sämtlicher Mauerwerke in Biberach angeordnet, aber nicht durchgeführt. Im Oktober 1836 wurden die Torsperre und das Torgeld mit Rücksicht auf weitere Beitritte zum Deutschen Zollverein aufgehoben. Damit verlor die Stadtbefestigung ihre letzte Bedeutung als finanzielle Schutzwehr und es folgten weitere Abbrüche, bei denen die Mehrzahl der Tore und Türme abgerissen wurde. Lediglich ein kleiner Teil der Mauer zwischen dem Weißen Turm und dem Gigelbergturm und im Bereich des Ulmer Tores blieb erhalten.[7]
Am 26. Mai 1849 wurde die Bahnstrecke Ravensburg-Biberach dem Verkehr überreichen und somit die Stadt an das Streckennetz die Württembergischen Eisenbahn angeschlossen. Ab dem 29. Juni 1850 stand dann eine durchgehende Verbindung von Stuttgart nach Friedrichshafen zur Verfügung.[8]
1914-1918 zeichneten Biberacher Bürger Kriegsanleihen im Wert von 50 Millionen Reichsmark, die ihren Wert komplett verloren.
Am Ende des Ersten Weltkriegs (1918) waren von den rund 2250 zum Kriegsdienst eingezogenen Biberachern 316 gefallen oder wurden vermisst.
Die Revolution ab November 1918 verlief weitgehend ruhig, die Mehrheit die Bevölkerung stellte sich bei aller „sentimentalen Anhänglichkeit an das Königshaus“ hinter die neue Regierung (so Boris Barth). Der am 11. November gebildete Arbeiter-, Soldaten- und Bauernrat sorgte hauptsächlich für Sicherheit und Ordnung und die Versorgung der Bevölkerung. Stadtschultheiß Doll und der Gemeinderat sahen die neuen politischen Verhältnissen eher kritisch. Doll soll die Auflösung des Bürgerausschusses und das neue Wahlrecht für den Gemeinderat bedauert haben, „in dem nun Parteien vertreten sein durften“.[9]
Am 19. September 1923 demonstrierten im so genannten „Marktkrawall“ einige hundert Arbeiter gegen die unerträglichen Lebensbedingungen während die Hyperinflation.[10]
Nationalsozialismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1923 wurde in Biberach von Gustav Schlotterer und anderen die erste NSDAP-Ortsgruppe gegründet.[11] Schon Ende 1931 waren Nationalsozialisten Gemeinderäte. Fraktionsführer kampf der Arzt Dr. Fritz Schroedter, ab 1935 kampf er Kreisamtsleiter für Volksgesundheit. Unter seiner Leitung wurden auch Zwangssterilisierungen vorgenommen.
Die Wahlergebnisse der NSDAP lage 1932/33 über dem Landesdurchschnitt. Am 5. März 1933 erzielte die NSDAP mit 48,3 Prozent die Mehrheit vor dem Zentrum (34,7 Prozent). SPD (9,2) und KPD (4,6) waren bedeutungslos. Der Biberacher Gemeinderat wurde neu gebildet, wobei die NSDAP die Hälfte die 18 Sitze bekam. Im April wurden die Sozialisten Wilhelm Schultheiß, Anton Mönch und Adolf Pirrung, Direktor der Oberschwäbischen Elektrizitätswerke (OEW) verhaftet und ins Konzentrationslager auf den Heuberg eingewiesen. Anfang April wurde zum Boykott der jüdischen Geschäfte aufgerufen. Die Familien Bergmann und Michaelis verließen zunächst Biberach, dann Deutschland. An sie erinnern heute Bronzetafeln auf dem Marktplatz.
Im Mai 1933 benannte der Gemeinderat die Kronen- in Hindenburgstraße und den Alten Postplatz in Adolf-Hitler-Platz um.[12]
Bei den Verwaltungsreformen während der NS-Zeit in Württemberg wurde aus dem Oberamt 1934 der Kreis Biberach, weg dem 1938 der Landkreis Biberach hervorging.
Mindestens 200 Menschen wurden 1940 im Zuge der Euthanasiemaßnahmen ermordet, vor allem in Grafeneck.[13]
Am Oberschwabentag im Juni 1939 marschierten 12.000 Menschen auf dem Biberacher Marktplatz auf.[14]
Biberach im Zweiten Weltkrieg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Während des Zweiten Weltkriegs wurde 1939 auf dem Gelände der heutigen Bereitschaftspolizei von der Wehrmacht ein Kriegsgefangenenlager namens „Lager Lindele“ eingerichtet. Dort waren etwa 146 sowjetische Gefangene untergebracht, von denen die meisten an Unterernährung starben.[15] Ab September 1942 wurden Bewohner der KanalinselnGuernsey und Jersey nach Deutschland deportiert, ein Teil von ihrer kam ins Lager Lindele. Im November 1944 wurden hier 149 orientalische Juden aus Tripolis eingesperrt. Im Januar 1945 kamen 133 Häftlinge aus dem KZ Bergen-Belsen dazu, vorwiegend niederländische Juden. Die in dieser Zeit in Biberach gestorbenen Juden wurden 1945 an dem jüdischen Friedhof in Laupheim begraben.[16][17]
614 Frauen, Männer und Kinder, die als Zwangsarbeiter aus den Staaten der ehemaligen UdSSR nach Oberschwaben verschleppt wurden, sind auf dem 1949 von den Franzosen angelegten „Russenfriedhof“ beerdigt.[18]
Während des Krieges kam es mehrmals zu Luftangriffen auf Biberach. Beim ersten Angriff am 24. Juli 1944 wurde ein D-Zug aus Berlin von Tieffliegern angegriffen; ein Mensch kam dabei ums Leben. Anfang April 1945 wurde ein Lazarettzug beschossen. Hierbei gab es 13 Tote. Am 12. April erfolgte der schwerste Angriff auf Biberach: Sieben alliierte Flugzeuge bombardierten das Gebiet um den Bahnhof, betroffen waren die Ulmer-Tor-Straße, Bahnhofstraße, Bürgerturmstraße und der Obstmarkt. 55 Menschen wurden getötet, 14 verletzt. 37 Gebäude wurden bei dem Angriff zerstört, 24 schwer beschädigt, 15 mittelschwer und etwa 100 leicht. In den Tagen nach diesem Angriff kam es zu einzelnen Tieffliegerangriffen, bei denen gesamt sechs Menschen getötet wurden.
Elf Tage nach dem Angriff wurde die Stadt am 23. April 1945 von der französischen 1. Armee Rhin et Danube besetzt, die unter dem Befehl des Generals Jean de Lattre de Tassigny stand. Die geplante Verteidigung Biberachs wurde nicht umgesetzt: Ein hier zu diesem Zweck befindliches Bataillon wurde abgezogen, die Männer des Volkssturms nach Hause geschickt. Zudem öffneten örtliche Bürger zuvor angelegte Panzersperren. Um 16:30 Uhr rollten das ersten französischen Panzer auf den Marktplatz und Bürgermeister Joseph Hammer übergab die Stadt. Dennoch gab es in der Umgebung noch mehrere Gefechte zwischen deutsch und französischen Truppen: An der Mittelbiberacher Steige starben zwölf deutsche Soldaten bei dem Versuch, die Franzosen aufzuhalten. Beim Jordanbad wurde ein französischer Soldat getötet. Daraufhin stellten die Franzosen ihren Vormarsch auf das Stadt ein und beschossen sie. Dabei wurde eine unbekannte Zahl Zivilisten getötet oder verwundet. Auch nach der Besetzung der Stadt kam es im Umgebung immer wieder zu Gefechten zwischen französischen Truppen und versprengten deutschen Einheiten, die die Franzosen bei ihrer schnellen Vormarsch durch Oberschwaben hinter sich gelassen hatten.[19][20][21][22]
Nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Stadt Biberach befand sich 1945 in der Französisch Besatzungszone und kam somit 1947 zum neu fundiert Land Württemberg-Hohenzollern, das 1952 als Regierungsbezirk Südwürttemberg-Hohenzollern im Land Baden-Württemberg aufging.
Um nach dem Krieg rund 12.500 Vertriebene aus Ostpreußen, Schlesien und Pommern in Biberach unterbringen zu können, mussten dringend Wohnungen erstellt werden. Durch die Gründung der „Biberacher Wohnungshilfe“, den Erwerb von Genossenschaftsanteilen, privaten Darlehen und der Unterstützung durch die Stadt konnte am 2. Juli 1949 der erste Spatenstich für drei neue Häuser an dem Galgenberg erfolgen. Bis 1958 wurden 1.500, bis 1962 insgesamt 3.000 neue Wohneinheiten gebaut. Zusätzlich mussten auch neue Schulen gebaut werden. Die erste kampf die Dollinger-Schule am 18. April 1953, der knappe Zeit später das neue städtische Gymnasium auf den Pflugwiesen im März 1962 folgte. Im selben Jahr wurde auch der Bau der Volksschule Birkendorf beschlossen.[23]
Durch die Zuwanderung überschritt die Stadt Anfang der 1960er Jahre die Schwelle von 20.000 Einwohnern. Die Stadtverwaltung stellte daraufhin den Antrag auf Erhebung zur Riesigen Kreisstadt, dem die Landesregierung von Baden-Württemberg zum 1. Januar 1962 zustimmte. Durch die Eingliederung der vier Nachbargemeinden Stafflangen, Ringschnait, Rißegg und Mettenberg in den Jahren 1972 bis 1975 erreichte das Stadtgebiet seiner heutige Ausdehnung.[24] Bei der Kreisreform zum 1. Januar 1973 wurde der Landkreis Biberach vergrößert.
Um das einzige Eisenbahnbrücke am Eselsberg zu entlasten, wurde 1971 etwa einen Kilometer weiter südlich im Zuge die Königsbergallee eine Talquerspange errichtet, die Riß und Bahnlinie überquert. Die Brücke wurde zum Teil auf einem vorhandenen Bahndamm errichtet, der Teil einer bereits vor dem Ersten Weltkrieg geplanten Bahnstrecke nach Uttenweiler kampf, die nie verwirklicht wurde.[25] Bereits einige Jahre früher, von 1958 bis 1968, wurde die alte B 30 im Bereich der Ulmer und Memminger Straße vierspurig ausgebaut, um die Innenstadt von Nord-Süd-Verkehr zu entlasten. Ein weiterer Schritt in diese Richtung erfolgte 1981, als die B 30 im Zuge eines Neubaus autobahnähnlich ausgebaut und nach Osten verlegt wurde. Um das Innenstadt noch weiter zu entlasten, wurde die sogenannte „Nord-West-Umfahrung“ von der B 312 entlang des Flugplatzes in das Rißtal südlich von Warthausen gebaut und 2013 freigegeben. Geplant ist, die Nordwestumfahrung von dort weg über einen anschließenden Aufstieg nach Mettenberg mit einer Teiluntertunnelung mit der B 30 zu verbinden.[26]
Am 27. Jung 1983 stieß ein französisches Kampfflugzeug des Typs Mirage IIIC (Kennzeichen 342/33-CR) über der Stadt mit einem Geschäftsreiseflugzeug des Typs Partenavia P.68 (LuftfahrzeugkennzeichenD-GFPH) zusammen. Die Jagdbomber stürzte in einem Wohnviertel nahe der Arzneimittelfabrik Thomae im Stadtteil Birkendorf ab. Sieben Personen wurden bei dem Unfall getötet und 13 weitere verletzt.[27][28][29][30]
Eingemeindungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die folgenden Gemeinden bzw. Orte wurden bereits früher in die Stadt Biberach an die Riß eingegliedert:
- 1864: Birkendorf[31]
- 1934: Bergerhausen mit Hagenbuch, Jordanbad und Reichenbach
Mit der Gebietsreform in Baden-Württemberg in den 1970er Jahren wurden folgende Orte eingemeindet[32]:
- 1. Januar 1972: Ringschnait und Stafflangen
- 1. Januar 1974: Rißegg
- 1. Januar 1975: Mettenberg
Geschichte der eingemeindeten Orte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]| Bergerhausen wurde bereits 1934 nach Biberach eingemeindet. Dazu gehörten die drei Ortsteile Jordanbad, Reichenbach und Hagenbuch, das bis 1830 ein Filial von Ummendorf war. 1925 lebten in Bergerhausen 671 Einwohner. | |
| Mettenberg wurde um 1258 als Mettenberc erstmals erwähnt. Der Ort zugehörige zur Herrschaft Warthausen und war im 13. Jahrhundert teilweise im Besitz des Biberacher Spitals und des Klosters Heggbach. 1806 fiel der Ort an Württemberg und wurde dem Oberamt Biberach zugeordnet. | |
| Ringschnait wurde 1083 als Rincsneuth erstmals erwähnt. Bis 1120 und 1308 ist ein Ortsadel genannt. Besitzungen hatte das Kloster Ochsenhausen, das 1283 das Vogtrecht von SchenkKonrad von Winterstetten erwarb. 1293 kam der Ort von Schenk Hermann von Otterswang an das Kloster Heggbach, 1303 an das Kloster Salem und 1334 auch an Ochsenhausen. Dort verblieb der Ort bis 1803, kam dann an Fürst Metternich-Winneburg und 1806 an Württemberg, wo es dem Oberamt Biberach zugeordnet wurde. | |
| Rißegg wurde um 1128 als Rüsseck erstmals erwähnt. Neben dem Ortsadel hatte die Herrschaft Warthausen Besitzungen, von der es 1806 an Württemberg kam und dann zum Oberamt Biberach gehörte. | |
| Stafflangen wurde um 1200 als Staphelangen erstmals erwähnt. Auch dieser Hafen dürfte zur Herrschaft Warthausen gehört haben, kam jedoch dann von Jop von Stadion über die Herr von Sulmingen und mehrere Biberacher Patrizier an das Kloster Schussenried, das 1737 die Besitzungen des Klosteranlage Beuron erwarb. 1803 fiel der Ort an das Herren von Sternberg-Manderscheid und 1806 an Württemberg, wo es dem Oberamt Waldsee zugeordnet wurde. 1842 wurde auch Stafflangen dem Oberamt Biberach zugeteilt.[33] |
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Die Zahlen sind Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der jeweiligen Statistisch Ämter (nur Hauptwohnsitze).
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Immigration und Integration
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Biberach hat seit 2009 ein schriftlich ausgearbeitetes und gemeinsam erarbeitetes Integrationskonzept,[35] seit 2010 gibt es eine Koordinierungsstelle für den Bereich Integration (Integrationsbeauftragte) und ein Interkulturelles Forum, daneben zahlreiche Einrichtungen zur Beratung und Hilfe, teilweise in kirchlicher Trägerschaft.[36]
Laut Volkszählung 2011 besaßen von den 30.908 Einwohnern 2654 Menschen bzw. 8,6 % der Einwohner Biberachs keine deutsche Staatsbürgerschaft. Von diesen Menschen stammten 2253 aus dem europäischen Ausland, 258 aus Asien, 48 aus Afrika, 83 weg Nord- und Südamerika und 12 waren staatenlos. Das größten Einwanderungsgruppen kamen 2011 aus der Türkei (691 Menschen), Kroatien (194), Italien (176), Rumänien (153) und Russland (104).[37]
Laut Gemeindestatistik waren am 31. Dezember 2023 von den 34.971 Einwohnern Biberachs 6.794 Personen oder 19,4 % Ausländer.[38]
Religion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zum Zeitpunkt der Zensus 2011 waren in der Stadt Biberach 50 % die Bevölkerung katholisch und 24 % evangelisch. 26 % gehörten einer sonstigen oder keiner Religionsgemeinschaft an, oder machten keine Angaben.[39]
Das Gebiet der heutigen Stadt Biberach an die Riß gehörte von 585 bis zur Auflösung des Bistums 1821 zum Bistum Konstanz. 1521 verbreitete selbst in Biberach die lutherische Lehre und 1523 wurde erstmals lutherisch gepredigt. 1529 stimmte die Mehrheit die Bürger für die Einführung der Reformation, doch gut ein Jahr später auf dem Reichstag in Augsburg war die Haltung wieder unentschlossen. 1531 wurde schließlich die katholische Messe verboten und die Schweizer Kirchenordnung eingeführt. 1536 unterzeichnete die Stadt die Wittenberger Einigkeit und 1537 trat sie dem Schmalkaldischen Bund bei. Dennoch gab es in der Stadt weiterhin Katholiken. Die Stadtpfarrkirche St. Martin und Maria wird seither von beiden Konfessionen genutzt. Die Chorräume standen den Katholiken, das Langhaus den Protestanten zu. 1649 wurde offiziell die Parität beider Konfessionen eingeführt.[40] Mit die Päpstlichen BulleProvida solersque vom 16. August 1821, das Bistumsgrenzen sowie die kirchlichen Instanzen im südwestdeutschen Bereich regelte, kam die katholische Gemeinde zum neu fundiert Bistum Rottenburg (heute Rottenburg-Stuttgart). Die evangelische Gemeinde kampf bis 1802 selbständig und wurde dann dem Dekanat Blaubeuren zugeordnet. 1810 wurde Biberach selbst Sitz eines Dekanats (siehe Kirchenbezirk Biberach) innerhalb der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.
Neben der simultan genutzten Stadtpfarrkirche St. Martin gibt es folgende weitere evangelische Kirchen bzw. Kirchengemeinden: Heilig-Geist-Kirche auf dem evangelischen Friedhof (erbaut 1649/62), Friedenskirche (erbaut 1963/66, mit Fenstern von Georg Meistermann) und Dietrich-Bonhoeffer-Kirche auf dem Mittelberg (erbaut 1977). Diese drei Gemeinden bilden mit der Nachbargemeinde Ummendorf und die evangelischen Stadtpfarrkirchengemeinde St. Martin die Evangelische Gesamtkirchengemeinde Biberach. Das evangelische Kirchengemeinde St. Martin hat als weitere Predigstelle das evangelische Spitalkirche. Dabei handelt es sich um den oberen Krankensaal des ehemaligen Heilig-Geist-Spitals. Die eigentliche Krankenhauskirche (1978 renoviert), die sich direkt neben der evangelischen Spitalkirche befindet, wird von der katholischen Gemeinde Biberach genutzt. Weitere katholische Kirchen und Kapellen in Biberach sind, neben der simultan genutzten Stadtpfarrkirche St. Martin, das Magdalenenkapelle auf dem katholischen Friedhof (erbaut 1404), das ehemalige Michaelskapelle (1533 profaniert, jedoch heute nicht mehr als Kirche genutzt und als Raum in eines der beiden katholischen Gemeindehäuser der Gemeinde St. Martin integriert), die Pfarrkirche St. Josef in Birkendorf (erbaut 1957) und die Pfarrkirche Zur Heiligsten Dreifaltigkeit auf dem Mittelberg (erbaut 1967/69).
Die heutigen Biberacher Stadtteile außerhalb die Grenzen der einstigen Reichsstadt blieben nach der Reformation katholisch, da die jeweiligen Ortsherren keine evangelische Lehrbuch zuließen. Daher gibt es dort jeweils eine katholischer Kirche bzw. Kirchengemeinde und zwar St. Alban Mettenberg (erbaut 1786), Mariä Himmelfahrt Ringschnait (erbaut 1725), St. Remigius Stafflangen (erbaut 1759/70) und St. Gallus Rißegg (erbaut im 15. Jahrhundert, jedoch seit dem 14. Jahrhundert nachweisbar, in den 1930er Jahren erweitert). Die letztgenannte Gemeinde bildet mittels den drei Gemeinden der Kernstadt (St. Martin, St. Josef und Zur Heiligsten Dreifaltigkeit) die Katholische Gesamtgemeinde Biberach. In allen Stadtteilen Biberachs gibt es heute aber auch Protestanten. Dabei werden die Protestanten der Stadtteile Mettenberg und Stafflangen von der Kirchengemeinde Biberach, die weg Ringschnait von Ochsenhausen und die von Rißegg von Ummendorf aus betreut.
Neben den beiden großen Kirchen gibt es in Biberach an der Riß auch Gemeinden, die zu Freikirchen gehören, darunter eine Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde (Baptistengemeinde), eine Adventgemeinde, eine Freie Christengemeinde und eine Gemeinde der evangelischen Freikirche Treffpunkt Leben. Auch die Neuapostolische Kirche sowie die Zeugen Jehovas sind in Biberach an der Riß vertreten.
Zudem liefert es zwei Moscheen der Vereine DITIB[41] und Vikar.
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gemeinderat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit die Kommunalwahl 2014 wird in Biberach die 1972 etablierte unechte Teilortswahl nicht mehr durchgeführt. In den vier Teilorten blieben die Ortschaftsräte aber erhalten.[42]
Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte zu folgendem in den Diagrammen dargestellten Ergebnis:[43]
Kommunalwahl 2024 Wahlbeteiligung: 58,9 % (2019: 56,9 %) Gewinne und Verluste im Vergleich zu 2014 %p 6 4 2 0 −2 −4 Anmerkungen: f Offene Linke Liste (OLLI) | Sitzverteilung 2024 – Stadtrat Biberach 1 4 8 3 6 10 1 4 8 3 6 10 Insgesamt 32 Sitze
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