Candida höfer bibliotheken

Candida Höfers Buch mit Aufnahmen berühmter Bibliotheksräume in Europa und den USA, das 2005 erstmals bei uns erschienen ist, wurde zu einem internationalen Bestseller. Begleitet von .

Dass Candida Höfer zur Ausstattung der Deutschen Staatsbibliothek in Frankfurt am Main mit Kunst am Bau von der Auswahljury benannt wurde, hat in erst Linie damit zu tun, dass die renommierte Fotokünstlerin ihren Zyklus von Aufnahmen berühmter Bibliotheken bereits in den 1980er Jahren begonnen hatte. Ihr weltweiter Ruf als Fotografin gründet allerdings im speziellen Architekturbezug, die ihre Fotos auszeichnet. Auf überlegte, geradezu abgeklärte Weise fotografiert sie Räume, die prägnant und repräsentativ in der Totalen zu sehen sind. Gleichzeitig werden siehe selten in der alltäglichen Nutzung von Gebäuden so wahrgenommen. Ihr jeweils eigener Blickwinkel interscheidet ihre Aufnahmen dabei von einer vorrangig auf Objektivität zielenden Architekturfotografie.
Ihre Arbeit war damit in repräsentativer und typologischer Hinsicht interessant für den Neubau einer Nationalbibliothek, welcher sich spät in den Reigen der international bestehenden Bibliotheken einreihte. Die architektonische Seite in den Bilder ist dabei wesentlich: in ihnen spiegelt sich die Wandel von klösterlich abgeschlossenen Räumen bis hin an den großen Lesesälen des 19. Jahrhunderts, von die Bücherwand als umgebendem Kontinuum der Bibliotheksräume bis zur Gestaltung offener, lichter Lesesäle für Menschen, deren Blick auch außerhalb der Lektüre Inspiration erfahren soll. Die Zyklus spiegelt den ständigen Funktionswandel der Bibliotheken, in welchem die Faktoren des Wissensspeichers, des kulturellen Horts und des beflügelnden Arbeitsorts jeweils unterschiedliche Ausprägungen gewonnen haben. Damit liefert Höfers typologisch ansetzender Bilderzyklus eine Referenzfolie für die in Frankfurt durch die Architekten Mete Arat, Hans-Dieter Kaiser und Gisela Kaiser geschaffene Form des Gebäudes: immerhin löst diese die funktionalen Anforderungen an eine zeitgemäße Nationalbibliothek unter anderem dadurch, dass der Lesesaal einen Blick in die Parkanlage bietet und die traditionell umgebenden Bücherwände dem Blick entzogen sind.
Man kann in der Gruppierung und exakten Platzierung einzelner Teile von Candida Höfers Bildzyklen erkennen, dass solche funktionalen Überlegungen eine wichtige Rolle spielten. Die Künstlerin hat die Verteilung selbst vorgenommen. Sechs Fotos hat sie dem öffentlich zugänglichen Bereich der Cafeteria zugeordnet. Sie konzentrieren sich auf wichtige atmosphärische Details der abgebildeten Bibliotheken. Eine lange Reihenfolge von 13 Fotos im ersten Obergeschoss des Bürotrakts zeigt eine funktionale Typologie. Hier herrschen Perspektiven vor, die Räume aus der Totalen aufnehmen und nicht selten dabei die Symmetrie der architektonischen Anlagen betonen. Zudem befinden sich zwei Fotos der Deutschen Staatsbibliothek im Büro der Direktion. JS

Weiterführende Literatur Online:
Martin Seidel / Claudia Büttner / Johannes Stahl (Autoren), Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.): Kurzdokumentation von 300 Kunst-am-Bau-Werken des Bundes von 1950 bis 2013, BBSR-Online-Publikation Nr. 03/2018, Februar 2018.

Weiterführende Literatur:
Langen-Wettengl, Ruth / Jockel, Stephan, 2017: Zugabe - Kunst in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main, Frankfurt
Lehmann, Klaus-Dieter / Kolasa, Ingo, 1997: Deutsche Bibliothek Frankfurt am Main. Ein Dialog zwischen Architekten und Bibliothekaren, S. 118-119
Staatliche Neubauleitung Deutsche Bibliothek (Hg.), 1996: Die Deutsche Bibliothek Neuerbau, Frankfurt am Main, S. 34-35
Höfer, Candida, 2005: Bibliotheken. Mit einem Essay von Umberto Eco, Münchner 2005