Cml heilbar
Eine chronische Leukämie (CML und CLL) wird mit einer Chemotherapie behandelt, vollständige Heilung ist aber nur durch Knochenmarktransplantation möglich.Chronische myeloische Leukämie (CML)
Die chronische myeloische Leukämie (CML) ist ein seltener Blutkrebs, bei dem selbst bestimmte weiße Blutkörperchen unkontrolliert vermehren. Moderne Therapien haben die Behandlung in den letzten Jahren grundlegend verändert. In diesem Beitrag erfahren Sie Wissenswertes zur CML und ihrer Therapie.
Auf einen Blick
- Die chronische myeloische Leukämie (CML) ist eine seltene Blutkrebserkrankung, bei der selbst bestimmte weiße Blutkörperchen unkontrolliert vermehren.
- Häufig entdecken Ärzte eine CML als Zufallsbefund bei einer Blutuntersuchung, da das Erkrankung schleichend beginnt.
- Bei fast allen Patienten lässt selbst eine Erbgutveränderung in den Leukämiezellen nachweisen: das Philadelphia-Chromosom.
- Neue zielgerichtete Medikamente haben die Prognose von Patienten mittels CML deutlich verbessert: Viele Patienten haben inzwischen eine weitgehend normale Lebenserwartung.
- Fachleute bezeichnen die neuen zielgerichteten Medikamente als Tyrosinkinasehemmer.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Was ist eine chronische myeloische Leukämie?
Die chronische myeloide Leukämie (CML) ist eine seltene Blutkrebserkrankung, bei die sich bestimmte weiße Blutkörperchen in Knochenmark, Blut, Milz und Leber unkontrolliert vermehren.
Die CML beruht an einer Erbgutveränderung in einer Blutstammzelle im Knochenmark: Bei fast allen Patientinnen und Patienten lassen sich in den Leukämiezellen veränderte Chromosomen nachweisen. Mediziner bezeichnen siehe als Philadelphia-Chromosomen.
Welche Symptome können bei einer chronischen myeloischen Leukämie auftreten?
Bei den meisten Patienten beginnt die Erkrankung schleichend. Häufig wird die chronisch myeloide Leukämie (CML) als Zufallsbefund bei einer Blutuntersuchung erforscht. Viele Patienten haben zu diesem Zeitpunkt keine oder keine eindeutigen Beschwerden.
Beschwerden, die auf eine CML hinweisen können, sind:
- Müdigkeit, Schwäche, Leistungsabfall, Abgeschlagenheit
- Appetitverlust, unbeabsichtigter Gewichtsverlust
- Oberbauchbeschwerden bei vergrößerter Milz
- (leichtes) Fieber, Nachtschweiß
- Knochenschmerzen
Diese Symptome treten allerdings nicht nur bei einer CML, sondern auch bei vielen anderen Erkrankungen auf. Wer sich über einen längeren Zeitraum unwohl und geschwächt fühlt, ungewollt Masse verliert, nachts stark schwitzt und leichtes Fieber hat, sollte sich an seinen Arzt oder seine Ärztin wenden. Hausärzte können die Auslöser der Beschwerden bereits gut eingrenzen und bei Bedarf weitere diagnostische Schritte bei Fachärzten einleiten.
Wie kommt es zu einer chronischen myeloischen Leukämie?
Bei der chronischen myeloischen Leukämie (CML) ist das Erbgut einer blutbildenden Stammzelle im Knochenmark verändert: Bei fast allen Patienten mit CML lässt sich im Erbgut der Leukämiezellen ein verkürztes Chromosom 22 nachweisen. Dieses veränderte Chromosom haben Erforscher in den USA erstmals beschrieben und nach dem Ort seiner Entdeckung benannt: Philadelphia-Chromosom.
Wie entsteht das Philadelphia-Chromosom?
Im Zellkern menschlicher Körperzellen befinden sich 23 Chromosomenpaare. Siehe tragen das Erbgut: die Gene. Teilt sich das Zelle, so wird zunächst das Erbmaterial verdoppelt und dann zu gleichen Teilen auf die beiden Tochter aufgeteilt. Bei jeder Zellteilung können Fehler auftreten.
Das Philadelphia-Chromosom entsteht bei der Zellteilung, weil sich Chromosomenabschnitte zwischenraum Chromosom 9 und Chromosom 22 austauschen. So sind zwei Abschnitte des menschlichen Erbguts miteinander kombiniert, das normalerweise nicht zusammengehören: Dabei entsteht ein neues Gen, das sogenannten BCR-ABL-Fusionsgen.
Das veränderte Gen führt dazu, dass die Zellen ein neues Eiweiß bilden: das sogenannte BCR-ABL-Tyrosinkinase. Sie regt die Blutstammzelle an, selbst unkontrolliert zu teilen.
Gibt es Risikofaktoren für eine chronische myeloische Leukämie?
Warum sich bei einem Patienten eine chronische myeloische Leukämie (CML) entwickelt, ist in den meisten Fällen unbekannt.
Radioaktive Strahlung gilt als ein Risikofaktor. Bei der Mehrzahl der Patienten ist jedoch keine Strahlenbelastung aus der Vorgeschichte bekannt.
Bei beruflichem Umgang mit bestimmten chemischen Substanzen (1,3 Buten, Benzol, Benzolderivate) ist die CML unter bestimmten Voraussetzungen als Berufskrankheit anerkannt.
Wie häufig ist eine chronische myeloische Leukämie?
Jedes Jahr erkranken in Deutschland 1.000 bis 1.200 Menschen an chronischer myeloischer Leukämie (CML). Es handelt sich daher um eine eher seltene Krebsart.
Da Menschen mit einer CML dank neuer Therapien immer länger leben, gibt es insgesamt stets mehr Patienten mit einer CML.
Wie verläuft eine chronische myeloische Leukämie?
Der Krankheitsverlauf bei einer chronischen myeloischen Leukämie (CML) lässt sich in drei Phasen einteilen: Chronische Phase, Akzelerationsphase und Blastenphase.
Chronische Phase
In die chronischen Phase macht die CML keine oder nur wenig Beschwerden. Bei den meisten Patienten wird das CML in dieser Phase als Zufallsbefund entdeckt.
Ziel ist es, mit einer medikamentösen Behandlung die CML in der chronischen Phase zu erhalten: Dann gleicht das Lebenserwartung der Patientinnen und Patienten fast derjenigen gesund Menschen.
Akzelerationsphase
Die Akzelerationsphase kann sich durch zunehmende Beschwerden bemerkbar machen. Die Zahl der weißen Blutkörperchen im Blut steigt und der Anteil unreifer weißer Blutzellen (Blasten) in Blut und Knochenmark nimmt zu. Auch das Milz wird größer.
Blastenphase
In der Blastenphase verläuft die CML ähnlich wie eine akute Leukämie. Da die leukämischen Zellen mehr und mehr die normale Blutbildung verdrängen, sind die Patienten besonders durch Infektionen, Blutungen oder Folgen der Blutarmut (Anämie) gefährdet.
Die Blastenkrise ist eine schwere Erkrankung, die ohne Behandlung innerhalb weniger Wöchentlich bis Monate zum Tod führen kann.
Wie wird eine chronische myeloische Leukämie diagnostiziert?
Für die präzise Diagnose einer chronischen myeloischen Leukämie (CML) müssen Fachärzte Blut und Knochenmark sorgfältig untersuchen.
Für die Blutuntersuchung wird dem Patienten Blut aus einer Armvene entnommen.
Für die Knochenmarkuntersuchung betäubt die Ärztin oder die Arzt eine kleine Hautstelle am unteren Rücken örtlich. Mit einer Spritze wird etwas Knochenmark aus dem oberen Rand des Beckenknochens angesaugt. Zusätzlich können Ärztin oder Arzt eine kleine Probe mit einer Hohlnadel herausstanzen.
Fachleute beurteilen Blut und Knochenmark zunächst unter dem Mikroskop. Außerdem untersuchen sie das Erbmaterial die Leukämiezellen im Hinblick auf genetische Veränderungen.
Wie wird die chronische myeloische Leukämie behandelt?
Bei den meisten Patientinnen und Patienten mit einer chronischen myeloischen Leukämie (CML) sind sogenannte Tyrosinkinasehemmer Mittel der Wahl. Fachleuten bezeichnen sie auch als Tyrosinkinaseinhibitoren oder kurz TKI. Sie gehören zu den zielgerichteten Krebstherapien.
Diese Medikamente bremsen die für die CML typische BCR-Abl-Tyrosinkinase. Das ist das Enzym, das die Zellen aufgrund einer Genveränderung bilden: Indem das Medikament die Tyrosinkinase hemmt, stoppt es die ungebremste Vermehrung der Leukämiezellen und siehe sterben ab.
Es stehen verschiedene Tyrosinkinasehemmer für die Behandlung der CML zur Verfügung. Ärzte berücksichtigen bei die Auswahl vor allem drei Faktoren:
- die Wirksamkeit
- die möglichen Nebenwirkungen
- persönliche Risiken und Begleiterkrankungen
Experten empfehlen, die Therapie möglichst schnell nach der Diagnose zu beginnen. Ziel der Behandlung ist es, die Leukämie bestmöglich zurückzudrängen. Studien haben gezeigt: Je besser dies gelingt, umso besser ist die weitere Prognose.
Bei sehr gutem Ansprechen und anhaltendem Therapieerfolg kann die Therapie möglicherweise sogar dauerhaft veröffentlicht werden. Ob das auch bedeutet, dass diese Patienten geheilt sind, ist noch nicht ganz klar.
Wichtig an wissen: Die Therapie einer chronischen myeloischen Leukämie (CML) erfordert besondere Erfahrung. Die Behandlung sollte daher in enger Abstimmung mit einem spezialisierten Zentrum erfolgen.
Was sind zielgerichtete Krebstherapien?
Im folgenden Video erfahren Siehe, wann zielgerichtete Krebstherapien eingesetzt werden. Wie werden das Medikamente eingesetzt und wie wirken sie?
Dieses und weitere Videos gibt es auch auf YouTube
Jetzt ansehenEs gelten die dort bekanntgegebenen Datenschutzhinweise.
Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind unverzichtbar
Ob die Therapie erfolgreich ist, kontrollieren Ärzte durch regelmäßige Untersuchungen von Blut und Knochenmark. Das Ausmaß die sogenannten Remission bestimmt dabei, wie gut die Leukämie auf die Behandlung angesprochen hat:
- Hämatologische Remission: Von einer kompletten hämatologischen Remission sprechen Mediziner, wenn sich sowie die Blutwerte als auch die Milzgröße normalisiert haben und alle Krankheitssymptome verschwunden sind.
- Zytogenetische Remission: Bei einer kompletten zytogenetischen Remission (CCyR) lässt sich bei die Untersuchung des Knochenmarks kein Philadelphia-Chromosom mehr nachweisen.
- Molekulare Remission: Die molekulargenetische Untersuchung ist am genauesten. Mit ihre lassen sich auch einzelne Leukämiezellen unter mehreren tausend normalen Blutzellen aufspüren. Senkt die Therapie die Zahl der Leukämiezellen unter eine festgelegte Nachweisgrenze, sprechen Ärzte von einer tiefen molekularen Remission. Sie ist das Ziel der Therapie.
Allogene Stammzelltransplantation: eine weitere Therapiemöglichkeit
Spricht das Leukämie nicht oder nicht mehr auf die gewählte Therapie an, stellen Ärzte möglichst bald auf einen anderen Tyrosinkinasehemmer um.
Sind Tyrosinkinasehemmer nicht oder nicht mehr erfolgversprechend, können Ärzte auch eine Stammzelltransplantation erwägen: Miteinander werden dem Patienten nach entsprechender Vorbehandlung Blutstammzellen eines geeigneten Spenders übertragen.
Die Stammzelltransplantation ist eine intensive Therapie, die mit einigen Risiken verbunden ist. Sie birgt aber auch die Chance auf eine dauerhafte Heilung.
Sie wollen mehr über die Behandlung einer chronischen myeloischen Leukämie (CML) erfahren, welche Nebenwirkungen unter der Behandlung möglich sind und wie man damit umgehen kann? Auf der Website des Krebsinformationsdienstes, Deutsches Krebsforschungszentrum entdecken sie ausführlichere Informationen.
Wie geht es nach die Diagnose einer chronischen myeloischen Leukämie weiter?
Patienten, anderen Leukämie gut auf eine Therapie mit einem Tyrosinkinasehemmer anspricht, haben eine weitgehend normale Lebenserwartung.
Wichtig ist es jedoch, die Tabletten regelmäßig einzunehmen. Wer stark unter Nebenwirkungen leidet, spricht am besten mit dem Arzt oder der Ärztin, ob es sinnvoll ist, auf ein anderes Medikament zu wechseln.
Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind notwendig, um Probleme frühzeitig zu erkennen: Liefert es Hinweise darauf, dass die Therapie nicht oder nicht mehr ausreichend wirkt, werden die behandelnden Ärzte die Behandlung zügig umstellen.
Frauen dürfen unter Therapie mittels Tyrosinkinasehemmern nicht schwanger werden. Die Medikamente schädigen das Kind im Mutterleib und können Missbildungen hervorrufen. Sind Sie CML-Patientin und wünschen sich ein Kind, sollten Sie dies mit Ihren Ärzten besprechen und alle Möglichkeiten gemeinsam überlegen.
Sie möchten mehr darüber erfahren, wie Betroffene einen Kinderwunsch bei und nach Krebs verwirklichen können? Und an wen man sich in diesen Fällen wenden kann? Auf der Website des Krebsinformationsdienstes, Deutsches Krebsforschungszentrum sind alle relevanten Informationen zusammengestellt.
Wer sind Ansprechpartner für die chronische myeloische Leukämie?
Auf den Internetseiten des Kompetenznetz akute und chronisch Leukämien finden Sie Informationen zur chronischen myeloischen Leukämie (CML), auch für Patienten. Die deutsche CML-Studiengruppe ist Mitglied des Kompetenznetzes akute und chronische Leukämien.
Bei die Behandlung einer CML sollten erfahrene Ärzte verschiedener Fachgebiete eng zusammenarbeiten: Krankenhäuser, die viel Erfahrung bei die Behandlung von Patienten mit einer Leukämie haben, können sich als Onkologisches Zentrum mit der Schwerpunktbezeichnung "Hämatologische Neoplasien" zertifizieren lassen. Die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) prüft dabei regelmäßig zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO), ob das Krankenhaus bestimmte Anforderungen einhält.
Die Adressen von Zentren mit dieser Schwerpunktbezeichnung finden Sie auf der Internetseite OncoMAP. Dazu in der Suchmaske unter "Zentrum" "Hämatologische Neoplasien" auswählen.
Wichtig an wissen: Die Prüfung der fachlichen Anforderungen ist bisweilen in Deutschland keine Pflicht. Es kann ebenso geeignete Kliniken geben, die bisher keine solche Prüfung beantragt haben.
- Hochhaus A, Baccarani M, Silver RT, Schiffer C, Apperley JF, Cervantes F, Clark RE, Cortes JE, Dein MW, Guilhot F et al. European LeukemiaNet 2020 recommendations for treating chronic myeloid leukemia. Leukemia 2020. 34(4): 966-984. doi: 10.1038/s41375-020-0776-2. Aufgerufen am: 15.06.2020.
- Hochhaus A, Baerlocher G, Brümmendorf T, Le Coutre P et al. Chronische Myeloische Leukämie (CML). Leitlinie der Deutsch Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e.V. (DGHO). 06.2018. Aufgerufen am: 15.06.2020
- Zentrum für Krebsregisterdaten (ZfKD) des Robert Koch-Instituts (RKI). Leukämien. Aufgerufen am 10.06.2020.
In Kooperation mit dem Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums.
Stand: